Man hat schon so einiges gehört von den Meerforellen in Dänemark, an der Küste aber auch von den aufsteigenden Salmo Truttas in den Flüssen und Auen. Wenn dann der eigene Angelfreund Stephen noch Mitglied im Haderuper Angelverein ist und er, ein durch einen Feiertag begünstigtes langes Wochenende, sowieso dort hin fahren möchte, kann man dann noch nein sagen? Also wurde Urlaub eingereicht, ein Campingplatz gebucht, online die Fischereiberechtigung sowie die Tageskarten gekauft und die Reise vorbereitet. Um die Vorfreude an den Abenden bis zum Abreisedatum zu befriedigen, habe ich meine ersten Tubenfliegen gebunden und mir viele Informationen über Meerforellen in den Flüssen aus dem Internet besorgt. Das Equiptement bestand aus einer 7/8′ Rute in 9′, tagsüber bestückt mit einer #8 Intermediate und für nachts eine #8 Schwimmend. Nachfolgend sei gesagt das eine 10′ oder 11′ Rute deutliche Vorteile gebracht hätte, da die Uferbegrünung teils recht breit ist.
Nachts um 2:30Uhr ging es im Münsterland los. Der Plan war um 9:00 Uhr in Dänemark zu sein und idealer Weise um 10:00 Uhr am Wasser zu stehen. Vielleicht waren wir da etwas überambitioniert. Aber um immer noch sportliche 11:00 Uhr waren alle Zelte aufgebaut, ein Kaffee gekocht und die Wathosen griffbereit. Ab zum Wasser. Die Konditionen waren gut, der Himmel bedeckt und kaum Sonnenschein, die Lufttemperatur betrug ca. 12°C, ganz vereinzelt gab es am zweiten und dritten Tag mal einen kleinen Schauer. Der Wasserstand war mit einem Pegel von 0,45m bis 0,50m im Normalbereich (Quelle), die Wassertemperartur habe ich in der Aufregung nicht gemessen. Der niedrigere Wasserstand im Sommer soll ein großer Vorteil gewesen sein, da die Fische enger beieinander standen und daruch aggressiver und beissfreudiger waren. Das düstere Wetter kam den scheuen Meerforellen sehr entgegen, zu grelles Licht meiden sie angeblich. Jetzt musste noch ein Angelplatz herausgesucht werden. Ein Hoch auf die Webseite des Aulum-Haderup Sportsfiskerforening (AHSF)! Die Gewässerkarten kann man auf der Homepage aufrufen, mit einem Klick zu Google Maps übertragen und alle zu beangelnden Streckenabschnitte sowie Parkplätze und andere wichtige Informationen sind auf der digitalen Karte jederzeit abrufbar. Das machte das Heraussuchen eines Angelplatzes sehr komfortabel. Stephen hatte sich jedoch schon im Vorfeld entschieden. Den Wahrscheinlich einzigen Hügel in ganz Dänemark mussten wir hochlaufen, was nicht so schlimm gewesen wäre, hätten meine Watschuhe den „Anstieg“ überlebt. Dafür gab es einer super Blick über die Landschaft mit ihrer mäandrierenden Karup Å.
Einige Zeit vor dem Trip hat Stephen im Internet Daniel Pinkawa kennen gelernt. Selbiger war zur selben Zeit zum angeln an der Karup Å. Soweit ich es beurteilen kann, ist die Karuper Å Daniels Hausgewässer und er ist wohl der Einzige, der 400km nach Dänemark brettert, um für ein paar Stunden an einem Vereins-Arbeitseinsatz teil zu nehmen. Respekt, 90% unserer Vereinsmitglieder schaffen nicht mal die 3km Anfahrtsweg durch’s Dorf. Was kann es besseres geben als Informationen von jemandem zu bekommen, der seit Jahren an dem Fluss fischt. Am Fluss angekommen waren Stephen und ich noch alleine unterwegs. Ich ließ mir erklären welchen Abschnitt ich beangeln durfte. Wir trennten uns ein paar Meter und fingen an. Ich habe eine meiner etwas kläglich gebundenen Tubenfliegen montiert und stand, noch etwas unsicher, am Ufer. „Meerforellen, die die Flüsse aufsteigen, fressen nicht. Also benutzt man Tubenfliegen, die hohe Druckwellen erzeugen um die Fische damit so lange zu nerven, bis diese die Tube verbeissen und im Idelafall dabei am Haken hängen bleiben.“ hiess es. Und das soll funktionieren? Erfahren würde ich es nur, wenn der Köder im Wasser ist, also fing ich an. Was soll ich sagen, ich habe das Gewässer erst einmal inspiziert, mir die Strömungsverhältnisse angeguckt und ca. 30 Würfe benötigt, bis plötzlich ein derber Schlag durch die Rute ging. Da hing sie, die erste Meerforelle in meiner Tubenfischer-Laufbahn, nach nicht einmal einer Stunde an der Karup Å. Gedrillt, gelandet und vermessen. Ein 58cm Rogner mit dickem Bauch, der Haken löste sich beim keschern. So unversehrt und vermeindlich voller Laich, durfte sie nach einer kurzweiligen Photosession wieder schwimmen. Für mich war der Urlaub ab diesem Moment perfekt. Mit einem Grinsen im Gesicht berichtete ich Stephen vom meinem Fang und auf darauf tranken wir erst mal ein Bier am Fluss. Nach weiteren 2-3 Stunden Angelei ging es zum Camp. Eine kurze Verschnaufpause und eine Dosensuppe später, wurden die Kopflampen eingepackt und es ging wieder an den Fluss. Nachts kommen die Meerforellen aus ihren Verstecken und ziehen den Fluß weiter hoch. Mit zunehmender Dunkelheit ist es für einen Neuling in dem Gebiet jedoch äußerst schwer den Fluß entlang zu gehen und abzufischen. Durch den dichten Uferbewuchs kann man teilweise festen Boden und den Anfang des Gewässers nicht auseinanderhalten. Einschalten der Kopflampe ist dort ein totales „No-Go“, die scheuen Meerforellen wären sofort wieder in ihren Unterständen und der Spot wäre versaut. Mit der beginnenden Dämmerung fischte ich eine flache Uferzone ab und hatte einen Biss. Ein kleiner Hecht von 30-40cm. Wenige Würfe später ein Zweiter in der selben Größe. Platzwechsel. Einen schönen Biss hatte ich noch in einem Engpass, der Fisch blieb jedoch nicht am Haken. Dass war es leider für den Tag. In die Dunkelheit rein gab es keine Bisse mehr und um ca. 22:00 Uhr haben wir auf Grund der eingeschränkten Sicht das Angeln eingestellt.
Am zweiten Tag haben wir eine neue Stelle angefahren, Daniel hat uns, neben Mittagessen, Tubenfliegen und Bier, mit Tipps versorgt die, bis auf einen, auch alle super waren. „Nach dem Laufsteg ist der Boden fest“. „Ich bin hinter dem Laufsteg in ein hüfttiefes Loch getreten!“. „Ach ja, direkt hinter der Planke, oder?“. Dafür also die Wathosen 😉 Es lief trotz der eigentlich guten Konditionen leider schleppend an dem Tag. Stephen und ich haben beide einen Biss versemmelt. Ich fing noch eine 12cm große Bachforelle auf eine kleine Tube. Daniel hat eine 38cm große Regenbogenforelle gefangen, die er geiler Weise noch vor Ort filitiert und gebraten hat. Hier nochmal meinen besten Dank für das geniale Mittagessen! Da wir dachten die Gegend jetzt etwas zu kennen und nicht mehr zum Essen in das Camp mussten, wollten wir die Nacht hier fischen. Zumindest war das unser Plan. Was Anfangs recht begehbar aussah, entwickelte sich schon in der Dämmerung zu einer Stolperpartie. Kein Wunder das die Dänen diesen Platz meiden, obwohl an anderen Ecken in der Dämmerung die Parkplätze rappelvoll sind. Also haben wir in der Dunkelheit abgebrochen und sind zum Camp.
Am Samstag, dem dritten Tag haben wir morgens die Zelte abgebaut. Da Stephen noch 300km mehr Heimweg vor sich hatte als ich, lag die Idee nah am Samstag Mittag statt Sonntag Morgens die Heimreise anzutreten. Wir sind an die Erfolgsstelle vom ersten Tag gefahren, da ich es mir natürlich nicht nehmen lassen konnte, diesen Spot noch einmal abzufischen. Eine Meerforelle habe ich springen gesehen, sonst gab es leider keinen Fischkontakt. Ich bin die Strecke noch etwas weiter hoch gelaufen und habe den -für mich- bis dahin schönsten Teil der Karup Å gefunden. Nunja, man muss das Revier halt erst einmal kennen lernen.
Im Fazit sei zu sagen, Dänemark, bis nächstes Jahr! Dann wahrscheinlich eher im Sommer zur Hauptsaison. Da macht das abendliche Bier mit Stephen im Zelt auch etwas mehr Spaß. Natürlich ist auch die Primetime kein Fanggarant. Salmo trutta trutta auf ihrem Laichgang in den Flüssen zu überlisten ist kein leichtes Spiel. Vor allem aber ist es für mich als primärer Bachangler eine neue Art des Fliegenfischens, die enorm Spaß macht. Abgesehen von den Tubenfliegen, die enorme Druckwellen erzeugen können, habe ich bis dahin höchstens an sehr zugekrauteten Bächen Flussabwärts in der Drift geangelt. Neben dem Wissen, dass die Karup Å Meerforellen jenseits der 10kg Marke beinhaltet, merkt man, dass die ansässigen Angelvereine sich viel Mühe geben, es dem Angler angenehm zu machen. Von gestutzen Uferböschungen, Parkplätzen für Angler, Stege auf unwegsamen Wegen über super markierte Flussabschnitte und sogar online Kartenmaterial sowie der online Bestellung von Angelscheinen, es wird an alles gedacht. Ein Großteil des Geldes fließt, wenn ich das richig verstanden habe, in den Ausbau von Laichplätzen sowie auch der Erhaltung der Meerforelle durch Zuchmaßnahmen. Wer also ein paar Euros übrig hat und Mitglied im Verein wird, hat nicht nur den Vorteil das er ein paar km Strecke mehr beangeln darf als die Tageskarteninhaber, er tut dem Bestand der Meerforelle auch noch etwas Gutes. Auch der etwas spärliche Campingplatz ist primär für Angler ausgelegt. Eine kleine Gemeinschaftsküche mit zwei großen Truhen und einem Filitiertisch stehen dem Angler jederzeit zur Verfügung. Ein gelungener Kurztrip mit meinem Freund Stephen, der definitiv nach einer Wiederholung schreit!
Zum Schluß sei noch zu sagen, der Aulum-Haderup Sportsfiskerforening AHSF hat eine eigene Facebook Seite auf der viele aktuelle Videos und Bilder gepostet werden. Ein Blick lohnt sich immer. Und vielleicht regen die Medien den ein oder anderen mal dazu an, seinen Urlaub im Sommer in Dänemark zu verbringen.
In diesem Sinne, allen Flussanglern:
Knæk og bræk