Groß war die Vorfreude und lang die Wartezeit auf den einwöchigen Meerforellentrip im Süden Dänemarks. Viele Berichte wurden gelesen, Videos geguckt, mit Leuten vor Ort gesprochen und die passenden Fliegen gebunden. Und trotzdem schien der Trip nicht näher zu rücken. Wenige Tage vor der Abfahrt bekam Stephen von einem bekannten Angler an der Küste die Meldung „die Borstenwürmer sind geschlüpft, bindet Wurmimitate!“. Das auch noch, also wurden hässliche Wurmfliegen gebunden bei denen man schon im Bindestock wusste, dass sie beschissen zu werfen sein werden. Nun denn, man will ja auch etwas fangen. Sonntags nachts um 3:00 Uhr sollte es losgehen. Mit vier Personen in zwei Autos. Bei dem Gepäck welches sich für eine ganze Woche ansammelt auch sinnvoller, zudem wollte Stephen einen Tag eher abreisen als der Rest. Die Autos waren gepackt, noch ein kurzes Treffen beim Jörg mit Lukas und Stephen und die Fahrt konnte starten. Um 6:00 Uhr wurde bei starkem Regen Hamburg passiert, der Elbtunnel war leer, alles lief nach Plan. Die Wetteraussichten waren nicht die besten, nach den starken Stürmen der letzten Wochen sollte es auch in der kommenden Woche noch einige starke Böen und Regen geben. In Dänemark angekommen sind wir direkt bis zur Genner Bucht durchgefahren. Die Ferienhütte konnten wir erst ab 13:00 Uhr betreten, also wollten wir die Zeit vorher schon zum Angeln nutzen. Ab in die Wathose und die Ruten montiert, ging es schnell ins Wasser. Zu aller Überraschung gab es einige wenige Böen und der Regen blieb bis auf einen 10 minütigen Schauer aus. Die Bucht ist im westlichen Teil sehr monoton sandig, es gibt wenig Blasentang oder andere Pflanzen. Auf der Spitze der Halbinsel sieht das jedoch ganz anders aus, Leopardenfelsboden mit Blasentang und einer Menge roter Quallen. Zumindest optisch sah es dort schon eher nach Meerforelle aus. Leider sahen wir keine Meerforellen in der Bucht, dafür Schweinswale. Selten zu sehen und daher umso schöner wenn ein größerer Trupp vor einem buckelt. Von dort aus ging es erst einmal in die Ferienwohnung, die Koffer auspacken und häuslich einrichten. Am Nachmittag sind wir nochmal für ein paar Stunden in eine nahegelegene Bucht in Rønshoved Skolehjem gefahren, leider auch dort ohne Fischkontakt. Am Dienstag ging es Vormittags an die Schusterkate in der Flensburger Förde und abends zu Fuß direkt vor der Haustüre an einen Süßwassereinlauf in Sønderhav. Leider ebenfalls ohne Fisch zu sehen, geschweige denn an den Haken zu bekommen.
Das Wetter war am dritten Tag eigentlich kein perfektes Meerforellenwetter, aber mit 14 Stunden Sonnenschein und kaum Wolken kam man in Strandurlaub Stimmung. Wenn da nicht die kalten Füße gewesen wären, weil meine Wathose undicht war und das 5°C kalte Wasser einem auf Dauer doch etwas zu schaffen machte. Aber das war das kleinere Übel, denn beim Lösen einer im Tang stecken gebliebenen Fliege ist am Vortag, zu allem Überfluss, meine Rutenspitze gebrochen. Diese wurde Abends natürlich bei ein paar Kaltgetränken repariert. Während dessen hat Stephen den Björn, einen alten Bekannten aus Flensburg, angerufen und ihn nach Tipps und guten Stellen gefragt. Björn sagte uns wir sollten zum Als Sund zu fahren. Der Wind kam von Westen, stand uns also passend im Rücken. Super Voraussetzungen. Am Als Sund angekommen mussten wir wegen einem geschützten Süßwassereinlauf erst ein paar Meter laufen, standen dann aber an einer schönen kleinen Steilküste mit sandigem Untergrund und viel Blasentang in einigen Metern Entfernung. Also ab ins Wasser und die Garnelen soweit es ging in und über den Tangfeldern präsentiert, um die Forellen aus dem Gestrüpp zu locken. Siehe da, nach ein paar Minuten brachte Lukas mit der Spinnrute den ersten Fisch in den Kescher. Weitere ließen nicht lange auf sich warten, insgesamt wurden knapp 10 Fische gefangen. Leider alles nur kleinere Exemplare zwischen 25 und 35cm, aber die Motivation war wiederhergestellt und mein Vertrauen in den am Vorabend gebundenen Köder ebenfalls. Da die ganze Zeit nirgends ein Borstenwurm zu sehen war, habe ich mit Pattegrisen und anderen Garnelenimitaten gefischt. Auf dem Heimweg ging es noch schnell in „Annies Kiosk“, wo es die europaweit besten Hotdogs geben soll. Ach ne, doch nur Dänemarkweit? Nach kurzer Recherche ist Anni Ende 2016 verstorben und hat zuvor einmal in einer lokalen Meisterschaft den fünften Platz von 13 Teilnehmern gemacht. Da soll sich nochmal jemand über Anglerlatein aufregen! Geschmeckt haben sie trotzdem. Abends vor dem Kamin hat der Jörg im Internet rumgestöbert und zufällig entdeckt dass in Flensburg eine #7 Küstenrute zu verkaufen war. Da mir die Spitze der reparierten Rute zu steif vorkam, sind Lukas und ich am Folgetag fix über die Grenze gefahren und haben die Rute gekauft. Diese wurde dann noch schnell in der Bucht bei Rønshoved getestet und brachte bei ihrer Einweihung eine kleine Meerforelle. Am vierten Tag war die Motivation natürlich groß, es sollte nochmal zur Genner Bucht gehen. Leider verlief es wie beim ersten Besuch der Bucht, die Fische blieben aus. Kurz vor Abfahrt stand ich dann auf der Spitze in den Tang und Algenfeldern und traute meinen Augen nicht, als eine locker 50cm Meerforelle in Rutenlänge entfernt neben mir herschwamm. Ich habe ihr die Fliege vor die Nase geworfen, keine Reaktion. Sie verzog sich, kam nach ein paar Minuten nochmal von der anderen Seite, blieb aber weiterhin unbeeindruckt von meinem mittlerweile gewechselten Köder und verzog sich wieder. Fisch war also da, wir nur zu doof ihn zu fangen. Der Folgetag sollte wieder Fisch bringen, also ging es erneut an den Als Sund. Leider haben die Forellen das Spiel nicht mitgespielt und zickten ein wenig. Jörg und Stephen hatten einige Bisse und kurze Drills auf der langen Sandbank im Borden des Als Sund, konnten jedoch nichts landen. Der Björn bekam eine kleine Meerforelle in den Kescher, Lukas und ich sind leer ausgegangen. Abends kam wie immer die selbe spannende Frage, „wohin geht es am nächten Tag?“ Des öftern war die Appenrader Bucht im Gespräch. Der Wind hat gedreht und kam aus südlicher Richtung, perfekt für diese Bucht. zudem hat die Bucht noch eine Steilküste, da ist man richtig windgeschützt. Leider gibt es in der Nähe der Steilküste keine Parkmöglichkeit, die Nächste ist 3km weiter westlich. Dort angekommen sahen wir ein top Meerforellen Habitat vor uns liegen. Klar, war ja auch Schongebiet. Also sind wir weiter richtung Steilküste gelaufen, bis das Angeln wieder erlaubt war. Wie sollte es anders sein, nach der Schutzzone wurde das Gebiet auch wieder unattraktiver. Wir gingen in das Wasser, fischten 15 Minuten und gingen weiter, machten Strecke auf der Suche nach Fisch. Leider erfolglos. Also die 3km in Wathose wieder zurück durch Sand – und Kiesstrand. Das hätte man sich auch sparen können. Mittlerweile haben wir beschlossen am Samstag gemeinsam um 13 Uhr die Hütte zu verlassen um abends zu Hause zu sein. Aber 2-3 Stunden wollten wir vor der Abfahrt noch angeln. Die Autos waren gepackt und wir haben uns entschlossen in Sønderhav vor der Haustüre zu angeln. Wenig erfolgsversprechend, aber Hauptsache noch ein paar Stunden im Meer verbringen. Stephen und Jörg gingen ein Stück die Küste hoch zur Landzunge, Lukas und ich waren zu faul zum laufen und bleiben direkt am Süßwassereinlauf stehen. Lukas machte drei Würfe und fing eine 48cm große Meerforelle. Am letzten Tag in dem tristen Gewässerabschnitt? Damit hätte keiner gerechnet. Vor allem weil wir vor ein paar Tagen von einem alten Dänen erfahren haben dass es hier kaum noch Fische gefangen werden sollen. Nach drei Stunden waren die Füße wieder nass und kalt, wir wollten los. Lukas kündigte noch fünf letzte Würfe an, da mache ich mit. Bei Wurf vier hat sich sein Köder vertüddelt, also war ich mit meinen fünf Würfen eher fertig. „Einen muss ich aber noch“ sagte er „dann mache ich noch einen sechsten“ antwortete ich scherzhaft. Ausgeworfen, zur hälft eingestrippt, Köder im Wasser stehen gelassen und mich umgedreht „dann las uns jetzt los!“. In dem Moment spürte ich einen Ruck durch mein Rutenblanc und nach einem kurzen aber kampfstarken Drill, kescherte Lukas meine erste Ü60 Küstenmeerforelle. Wirklich? Im letzten Wurf, ein paar Minuten vor dem Urlaubsende? Als ich schon im Begriff war das Wasser zu verlassen? Es stimmt wohl doch, man soll halt aufhören, wenn es am schönsten ist!
Danke Dänemark, wir sehen uns schon sehr bald wieder!