Das Warten hat ein Ende

Saisonstart 2018 in NRW:

 

Das Wetter war in den letzten Tagen frühlingshaft, zweistellige Temperaturen, trocken und etwas Sonnenschein. Dies änderte sich schlagartig zur Saisoneröffnung. Zwar hatten wir am ersten Tag keinen Regen und einen leicht bewölkten Himmel, dummerweise aber auch nur 0°C und Windstärke Bft 5 mit vereinzelten Böen bis Bft 8. Die Tendenz der folgenden drei Tage sah nicht besser aus. Der Wind blieb, die Temperaturen sollten weiter fallen und vereinzelt hatten wir mit Regenschauern und sogar Schnee zu rechnen. So oder so hatten wir uns aber Wochen zuvor verabredet, den Saisonstart gemeinsam zu zelebrieren und dementsprechend natürlich Urlaub eingereicht. Donnerstag sollte es zur Berkel gehen, am Freitag wollten wir nach Velen an die Ramsdorfer Aa und am Samstag erneut, die hoffentlich im Vorfeld gespotteten Fische, an der Berkel angehen. Gesagt getan. Der Jörg musste am Donnerstag leider absagen. Somit sind Stephen und ich alleine zur Berkel.

 

Tag 1:  Wir schreiben den 15. März. Den oberen Teil der Berkel sind wir zuerst angegangen. Stephen wollte an den Spot an dem er zum Ende der letzten Saison seine Forelle Gefangen hatte und an die Stelle, an der wir einige Wochen zuvor bei einem gemeinsamen Spaziergang eine Forelle aufgescheucht hatten. Dieser Abschnitt ist begradigt und wurde somit vom Sturm und dem Hochwasser nur marginal beeinflusst. In der Schonzeit, und vor allem zum Ende hin der Schonzeit, bin ich einige male dort spazieren gewesen und habe geguckt, ob die Fische sich wieder an den alten Plätzen eingestellt haben. Leider konnte ich nur sehr vereinzelt eine Forelle sichten. Bis jetzt sind die Fische nicht an die alten Standorte zurückgekehrt, die fehlende und abgemähte Uferbegrünung sowie das fehlende Blätterdach der Erlen bieten wohl zu wenig Schutz, so dass die Fische diesen Bereich im Frühjahr zu meiden scheinen.

Umgestürzter Baum im Uferbereich

Wir gingen den Abschnitt trotzdem ab, es war leider kein Fisch zu sehen. Also versuchten wir es weiter Flussabwärts. In dem folgenden Abschnitt gibt es viele Unterstände durch Wurzeln und Unterspülungen im Uferbereich. Durch die gegebene Deckung waren auch endlich die ersten Bachforellen aus zu machen. Also haben wir den Abschnitt weiträumig umlaufen und sind in Indianermanier durch die vertrocknete Ufervegetation gegen den Strom am Ufer entlang auf Forellenpirsch gegangen. Es war schwer sich lautlos und ungesehen fortzubewegen, die Schnüre verfingen sich in den vertrockneten Stielen der Brennnesseln vom Vorjahr und die trockenen Äste vom vergangenen Herbststurm knackten unter den Watschuhen vor sich hin. Unglaublich wie gut Salmo trutta fario auf dem sandigen Untergrund getarnt ist, oder ist das eigene Auge nur nicht mehr so trainiert wie zum Ende der letzten Saison? Auf jeden Fall haben wir einen Fisch nach dem Anderen aufgeschreckt und verscheucht. Ein gutes Exemplar von weit über 50cm ist an uns vorbei geschossen sowie auch mehrere Forellen zwischen 25 und 45cm. Wir wechselten den Bereich. Eigentlich wollten wir den unteren Berkelteil am 2. Tag zusammen mit Jörg begehen, da wir aber keine Möglichkeit mehr sahen im oberen Teil an einen Fisch zu kommen, sind wir runter gefahren. Dort trafen wir zuerst auf die eine Baustelle. Super! Eine Brücke über der Berkel wurde abgerissen. Der Bagger baggerte noch, das Gewässer sah aus wie ein Schlammbad. Angeln sinnlos und vor allem war es unmöglich einen Fisch aus zu machen. Wir sind noch etwas weiter runter gefahren und haben beobachtet, dass die Trübung langsam weniger wurde. Anscheinend waren die Bauarbeiten für diesen Tag beendet. Trotzdem war das Wasser nicht wirklich einladend. An einem bewaldeten Stück, welches wir stromaufwärts abgingen, waren wir schier erschrocken wie die Natur das Bächlein umgeformt hat. Altes Totholz wurde weggespült und durch neues an anderen Stellen ersetzt. Bäume über 30m sind samt Wurzel umgeknickt und haben riesige Löcher im Boden, dem Uferbereich und auch der Gewässersohle hinterlassen. Riesige Äste und ganze Bäume haben es nicht bis zum Boden geschafft und hingen quer über uns in den Baumkronen.  Gepaart mit dem Wind war es kein schönes Gefühl dort zu angeln. Sicherheitshalber und weil wegen der Umstände eh nicht an angeln zu denken war, versuchten wir es noch oberhalb der Baustelle. Dort sind wir ein paar hundert Meter die Strecke abgegangen, aber auch da haben wir mehr verscheucht als geangelt. Die Fische schienen äußerst sensibel zu sein, das ist mir so bisher noch nicht passiert. Geplagt von Wind und Kälte haben wir dann abgebrochen und sind nach Hause gefahren.

 

Tag 2: Auf gehts es zur Ramsdorfer Aa. Die Vorfreude war groß, die Motivation ausreichend. wir trafen uns morgens bei mir, besprachen bei einem Kaffee den Tag und fuhren los. Unnötige Kommentare vom Stephen wie „Ist das da Schnee auf der Windschutzscheibe?“ habe ich ignoriert. In Ramsdorf haben wir uns die Tageskarte gekauft und sind sofort zum ersten Spot. Am Gewässer angekommen habe ich mir eine Notiz für die Zukunft gemacht. „Wenn möglich ERST das Gewässer sichten, DANN die Karte kaufen“. Wir standen vor einer Milchkaffee-artigen schnell fliessenden Brühe. Naja, jetzt sind wir halt da, also raus mit den Angeln. Ein einheimischer Spinnfischer der uns entgegen kam war gerade dabei in diesem

Ein bis dato unbekannter Spot

Abschnitt abzubrechen und es weiter unten, hinter Velen zu versuchen, da dort das Wasser oft etwas klarer sei. Das Wetter wurde ungemütlicher, der Wind machte es einem schwer nicht in das trockene Gras der Uferböschung zu werfen und von Fischen jeglicher Art war weit und breit keine Spur. Also folgten wir dem Spinnfischer, sind in das Stadtgebiet gefahren und wollten es hier versuchen. Nach ein paar Würfen in einer ähnlich trüben Masse wie oberhalb, brachen wir ab und sind gen Heimat zur Berkel gefahren. Hinter der Baustelle haben wir es nicht wirklich versucht. Zwar baggerte an diesem Tag dort niemand, durch den leichten Regen lief jedoch permanent loses Sediment der Baustelle in den Bach und trübte das Wasser. Also versuchten wir es oberhalb, dort hatten wir am Tag zuvor ja schon ein paar Forellen aufgescheucht. Den restlichen Tag kann man leider recht schnell zusammenfasen. Es gab keinen Fisch, gesehen haben wir auch nichts, durch die fehlende Ufervegetation konnte ich aber ein paar sehr schöne Stellen für den Sommer ausmachen. Also haben wir uns bei mir eingefunden, den Grill angeworfen und bei einigen Bierchen über das Fliegenfischen gefachsimpelt. 

 

Tag3: „Verdammt ist das kalt“ war einer der ersten Sätze die mir durch den Kopf gingen. Auf zur Berkel, der Kälte getrotzt. Wir sind an die Stelle, an der wir vorgestern die großen Forellen ausgemacht haben. Dass der Tag nicht allzu lang werden sollte war auf Grund der deutlichen Minusgrade schon im Vorfeld klar, also haben wir weitere Spots gar nicht erst abgesprochen. Dort angekommen habe ich meine Kamera aktiviert um zu gucken ob man die scheuen Forellen mal auf das Bild bekommt und eventuell nachher analysieren kann warum wir diese so schnell aufscheuchen. Wieder einmal sind wir durch das Gestrüpp gepirscht. Nach einer aufgeschreckten ca. 40cm Trutta, hat Stephen ein paar Meter vor mir „die Große“ gespottet. In Zeitlupe ist er an das Tier ran gepirscht. Und wie sollte es anders sein, schon bei 3m Distanz ist diese geflüchtet. Ob die neuerdings Augen im Nacken haben?

Stephens Bachforelle

Nun ja, so sollte die neue Saison fischlos starten. Also gingen wir zum Auto und scheuchten noch eine Forelle auf. Diese schoss an uns vorbei und wir konnten nicht ausmachen wo sie sich untergestellt hat. An meinem Auto angekommen, das an einer Brücke parkte, sagte ich spaßeshalber zu Stephen „Wirf doch mal unter die Brücke, irgendwo muss sie ja stehen“, lachte dabei und packte langsam meine Sachen ein. Stephen warf unter die Brücke und hatte kurz darauf „einen Hänger“. Als dieser vermeidliche Hänger anscheinend in die Rutenspitze schlug, änderte sich schlagartig seine Gesichtsfarbe und ich hörte „ICH HABE WAS“. Einen kurzen Drill später lag eine 49cm große Bachforelle im Kescher. Ein dickes Petri zum Fisch und vor allem zum gelungenen Saisonstart!

Die kommenden Tage waren nicht anders, ich bin immer mal wieder kurz an die Berkel. Zum einen war es aber zu kalt, zum anderen stieg teilweise das Wasser wieder etwas an, alles in allem war aber das Hauptproblem das die Forellen einen anscheinend schon ausmachten, lange bevor man die Möglichkeit hat diese anzuwerfen. Trotzdem war auch für mich der Saisonstart ein voller Erfolg. Es war spannend die Veränderungen im Gewässer, die neuen Standplätze der Fische und neue Strukturen im Uferbereich und der Gewässersohle zu sehen. Jetzt geht die Suche nach den großen Fischen erneut los. Die nächste Berkelforelle kommt bestimmt!

 

 

 

 

 

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